20 Jahre Berlin-Friedrichshain

20.09.2025

Ein Ort der Hoffnung und Veränderung 

Im März 2005 wurde in Berlin-Friedrichshain der erst zweite Arche-Standort überhaupt eröffnet – und das mit einer klaren Vision: Kindern, Jugendlichen und Familien, die in schwierigen Lebenssituationen stecken, einen sicheren Ort zu bieten, wo sie Unterstützung und Hilfe finden. Anfangs war die Arche in der Ebertystraße in einer Erdgeschosswohnung zu Hause. 2016 zog sie dank der Unterstützung des RTL-Spendenmarathons in ein größeres Gebäude in der Mühsamstraße um, das seitdem eine Heimat für bis zu 60 Kinder und Jugendliche täglich geworden ist.

In den letzten 20 Jahren hat sich der Standort in Friedrichshain stetig weiterentwickelt – genauso wie der Kiez und die Menschen, die hier leben. Besonders zu Beginn, nach den Balkankriegen, kamen viele Flüchtlinge aus dem Kosovo und Bosnien in den Kiez. Ihre Geschichten und Herausforderungen haben die Arbeit der Arche maßgeblich mitbeeinflusst. Mit der Zeit folgten immer mehr Flüchtlinge aus anderen Teilen der Welt, was die Notwendigkeit verstärkte, noch gezielter auf die Bedürfnisse dieser Familien einzugehen. Durch regelmäßige Umfragen und direkte Gespräche mit den Anwohnerinnen und Anwohnern konnten wir zudem immer besser verstehen, mit welchen sozialen Problemen der Kiez zu kämpfen hat und darauf gezielt reagieren.

Ein Beispiel dafür, wie wichtig die Arche für die Menschen hier ist, ist die Geschichte von Jasmina, aufgewachsen in Berlin-Friedrichshain. Heute ist sie 23 Jahre alt, angehende Erzieherin und blickt mit Dankbarkeit auf ihre Zeit in der Arche zurück. Ihre Eltern kommen ursprünglich aus Mosambik. Als Jasmina fünf Jahre alt war, zog die Familie von Thüringen nach Berlin, weil sie dort wegen rassistischer Erfahrungen nicht mehr sicher leben konnten. „Wir sind aus Thüringen weg, weil es dort nicht sicher für uns war. Rassismus war leider überall spürbar, nicht nur verbal, sondern auch körperlich“, erzählt sie.

In Berlin lernte sie die Arche durch einen Schulfreund kennen, mit 11 Jahren, als sie noch gar nicht wusste, wie wichtig dieser Ort für sie werden würde. „Ich habe hier so viel entdeckt – vor allem meine Liebe zum Singen, meine Kreativität und meinen Glauben““, erinnert sie sich. „Die Arche hat mir gezeigt, dass es okay ist, so zu sein, wie man ist und dass man mit seinen Fähigkeiten gebraucht wird.“ Für Jasmina war es vor allem wichtig, gesehen und angenommen zu werden. In einer Zeit, in der sich ihre Familie auseinanderlebte und sie sich oft allein fühlte, bot die Arche ihr einen sicheren Raum. „Hier habe ich Freunde gefunden, die bis heute ein Teil meines Lebens sind. Ich habe gelernt, mich selbst so zu akzeptieren, wie ich bin, und mich zu öffnen.“

Neben Freundschaften entdeckte sie hier auch ihre sozialen Fähigkeiten, die sie heute in ihrem Beruf als angehende Erzieherin weiter gibt. „Ohne die Arche wäre ich heute wahrscheinlich ein ganz anderer Mensch. Die Zeit hier hat mir Perspektiven eröffnet, die ich sonst nie gehabt hätte. Die Mitarbeitenden waren für mich Vorbilder, die mich sehr geprägt haben.“ Heute arbeitet Jasmina in einer Kita in Berlin-Weißensee und denkt noch oft an die Zeit in der Arche zurück: „Wenn ich die Arche betrete, spüre ich sofort diese positive Energie. Es fühlt sich an wie Zuhause – wie mein zweites Zuhause.“

20 Jahre Arche Friedrichshain – 20 Jahre Engagement, Fürsorge und die Möglichkeit, das Leben von Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu verändern. Geschichten wie die von Jasmina zeigen, wie wichtig dieser Ort für die Entwicklung und das Wachstum von jungen Menschen ist. Ein Ort, an dem sie lernen, sich entfalten und ihre Talente entdecken können, egal woher sie kommen oder welche Lebensumstände sie mitbringen.

Mirja Schole

Standortleitung Arche Berlin-Friedrichshain

(Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Nr. 76 der Arche-News)

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