Kinder brauchen Hoffnung

22.06.2025

Seit 30 Jahren hilft die Arche Kindern und Familien genau dort, wo sie in ihren einzelnen Lebenssituationen stehen. Es ist wichtig, nicht nur hinzuschauen und zu reden, sondern auch zu handeln. Kinder brauchen das Gefühl, gesehen zu werden, dass man ihnen zuhört, sie fördert – und sie unterstützt, wenn sie Hilfe benötigen. 

Gerade fand auf dem Hof der Arche in Berlin Hellersdorf ein Kinderfest statt, das von der Deutschen Kinderhilfe gesponsort wurde. 500 glückliche Kinder und Jugendliche nutzten die vielen Spiel- und Sportangebote, schauten an Ständen und Stationen vorbei. Viele standen auch an, um Mittagessen, Kuchen, Popcorn oder Getränke zu erhalten. Und eines war dabei sehr offensichtlich, nämlich das Strahlen in den Augen der Kids. „Alles kostenlos?“, diese Frage begegnete uns oft an diesem Tag. Denn die meisten der Familien, die zu uns kamen, können sich den Besuch von Jahrmärkten oder Kinderfesten nicht leisten. „Ja, alles kostenlos. Ihr seid unsere Gäste!“, lautete die Antwort, und alles fühlte sich so frei und ungezwungen an.

In einer dieser Schlangen stand ein achtjähriges Mädchen, das bis zur Einschulung regelmäßig in die Arche kam, in den letzten zwei Jahren dann aber keine Zeit mehr dafür fand. „Hallo Theresa“, begrüßte ich sie und zeigte, dass ich mich wirklich freute, sie wiederzusehen. „Du kennst noch meinen Namen?“, fragte die Kleine ganz verwundert und umarmte mich heftig. Ja, unsere Kinder werden nicht vergessen. Sie sind neben unserem Glauben an Gott der Antrieb für eine Arbeit, die es in Deutschland eigentlich nicht geben dürfte. Sie gehören in die Mitte der Gesellschaft, nicht an den Rand. Für sie müssten und müssen wir alles in Bewegung setzen.

Doch unser Bildungssystem ist in die Knie gegangen. Die Gewaltbereitschaft an den Schulen ist eine Katastrophe, genau wie der Lehrermangel und die hohe Anzahl an Brennpunktschulen, die alldem noch die Krone aufsetzen. Mit Messern bewaffnete Kinder, die sich einerseits schützen wollen und andererseits ihre Perspektivlosigkeit in Gewalt ausdrücken, sind keine Seltenheit. Auch mit diesem Problem haben unsere Mitarbeitenden alle Hände voll zu tun.

Die Bibel lehrt uns, nicht aufzugeben, die zweite Meile mitzugehen, das Gegenüber wichtiger zu nehmen als sich selbst, und das auch mitten im gesellschaftlich wachsenden Egoismus. In diesem Jahr begehen wir unser 30jähriges Jubiläum. 30 Jahre Kampf gegen Kinderarmut, 30 Jahre im Einsatz für unsere Kinder. Mittlerweile besuchen bis zu 10.000 Kinder und Jugendliche die 35 Arche-Standorte in ganz Deutschland – und der Ansturm reißt nicht ab.

Wir verändern etwas, vor allem Biografien. Weil wir in Beziehung, Nachhaltigkeit und Liebe investieren, durch Chancengleichheit, Förderung, Bildung und Perspektiven. Wir sind nicht alt, sondern wir sind jung. Denn wir versuchen stets den Puls der Zeit und vor allem den der Menschen zu treffen.

Kinder brauchen Hoffnung, Werte, Ziele, Vorbilder und vor allem Unterstützung. Für sie brauchen wir starke Partner, eine Gesellschaft, die sich ihrer annimmt, eine Politik, die die richtigen Rahmenbedingungen schafft, und ein Bildungssystem, das sich am Kind orientiert und nicht umgekehrt. 30 Jahre Rückblick bedeuten jede Menge gesammelte Erfahrungen, die für die nächsten Jahre ein Erfolgsrezept sind, und das dank vieler Menschen, die diesen Kampf mitkämpfen.

Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung, Ihre Treue und tägliche Motivation! Es lohnt sich für jedes einzelne Kind.

Pastor Bernd Siggelkow,
Gründer und Leiter der Arche

(Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Nr. 75 der Arche-News)

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