Von der Arche zum Geschäftsführer
05.10.2025
Es war keineswegs ausgemacht, dass Serkans Geschichte ein Happy End haben würde. Doch Mutmacher und Jobpaten in der Arche förderten ihn. Heute führt Serkan ein eigenes Unternehmen.
Serkan hatte es alles andere als leicht im Leben. Zwar hatte er liebevolle Adoptiveltern, doch die konnten ihm in Sachen Schule und Zukunftsplanung wenig weiterhelfen. Mit zwölf Jahren tauchte er das erste Mal in der Jugendarche in Hamburg-Jenfeld auf. Serkan kämpfte um seine Zukunft und darum, einfach nur Jugendlicher sein zu dürfen. Damit war er oft überfordert, was leider zu Problemen und Konflikten führte.
Mit fünfzehn allerdings stieg Serkan ins Mutmacher-Programm der Arche ein. Das sollte sein Leben für immer verändern. Serkan bekam eine Mutmacherin und einen Jobpaten an die Seite gestellt. Menschen, die an ihn glaubten und die beständig für ihn da waren. Dass die Betreuenden in der Arche ihm zuhörten, kannte Serkan aus unserer offenen Arbeit. Im Rahmen des Mutmacher-Programms intensivierten sich diese Erfahrungen, sodass sich Schritt für Schritt etwas bei Serkan zu verändern begann. Er begriff, dass man Konflikte mit Worten lösen konnte. Er hörte zu, wenn ihm sein Fehlverhalten erklärt wurde. Er begann, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Gleichzeitig erlebte er, wie es ist, sich auf Unterstützung verlassen zu können. Er konnte im Gegenzug sogar seinem Jobpaten bei technischen Fragen rund ums Smartphone weiterhelfen.
Mit Hilfe seines Jobpaten gelang es Serkan, einen Ausbildungsplatz als Speditionskaufmann zu ergattern. Im Laufe der Zeit merkte er jedoch, dass dieser Beruf nicht zu ihm passte. Eigenständig sattelte Serkan auf eine Ausbildung als Großhandelskaufmann um, die er erfolgreich abschloss. Heute, mit 29 Jahren, ist Serkan Geschäftsführer seines eigenen Unternehmens, eines Pflegedienstes. Und vielleicht noch wich tiger: Serkan ist selbst ein Mutmacher geworden. Er bietet Jugendlichen aus der Arche Praktikums- und Ausbildungsplätze an.
Serkan kommt regelmäßig in die Arche zurück und erzählt dort von seinem Weg. Es ist ihm wichtig, etwas von dem zurückzugeben, was er hier selbst vermittelt bekam: den Glauben an sich selbst. Auf die Frage, ob ihm auch die „einfache“ Freizeit in der Arche etwas ge bracht habe, sagt er: „Ja klar! Ich durfte ein fach ich sein. Du weißt doch, zuhause gab es immer nur Ärger, wenn man Mist gebaut hat. Aber ihr habt mir erklärt, warum mein Verhalten falsch war. Ihr habt immer Worte benutzt, die einen richtig ins Herz getroffen haben und einen zum Nachdenken brachten. Das hat viel ausgemacht!“
Serkans Geschichte hätte kein Happy End ohne unsere ehrenamtlichen Jobpaten, Mutmacherinnen sowie Spenderinnen und Unterstützer. Serkans Geschichte ist auch ihre. Ohne verlässliche Ansprechpartner und ohne die zahlreichen Spenden hätten wir weder Serkan noch anderen den sicheren Ort, die Betreuung und die Perspektiven bieten können, die solch eine Entwicklung möglich machen. Jede Spende schafft Chancen. Jede Unterstützung kann der Anfang einer neuen Lebensgeschichte sein. Wir sind allen unendlich dankbar, die dabei helfen, aus Sorgen Hoffnungen und aus Jugendlichen Mutmacher werden zu lassen. Gemeinsam wollen wir noch viele weitere solcher Erfolgsgeschichten schreiben.
Shabnam Jalali
Leitung Jugendbereich Arche Hamburg-Jenfeld
(Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Nr. 76 der Arche-News)